Heute kümmern wir uns um die angesagten Schriftarten 2018. Welche Typo ist im Web dieses Jahr voll im Kommen? Welche Fonts lieben unsere Kunden und sieht es bei Designern ähnlich aus? Was sollte man trotz aller Spielereien beachten?
Eine unabhängige, internationale Jury hat kürzlich zusammen mit dem Schriftenversandhaus FontShop eine Rangliste der 100 erfolgreichsten Schriftarten seit Gutenberg erstellt. Die Top-5-Font-Familien sind demnach Helvetica, Garamond, Frutiger, Bodoni und Futura. Unter 100besteschriften.de gibt’s zu jeder Schrift sogar eine kleine Herkunftsgeschichte. Abgesehen von diesen oft verwendeten Klassikern ist im Netz mittlerweile weitaus mehr drin. Von abgefahrenen Icon-Fonts über brutalistisch anmutende Schriften und Designs bis hin zur Digitalversion von Luthers Handschrift – wer sich abheben möchte, kann sich 2018 voll austoben.
Typografie Trend 1: Brutal, Gothic, Experimentell
Screenshot: slanted.de
Wir wissen noch nicht, ob dieser Trend in der Schriftgestaltung wirklich den Weg in den Mainstream finden wird, aber moderne Ausprägungen der Gothic-Schriften (im Stil der Wings of Darkness) kommen und brechen mit Konventionen. Visuelle Gestaltung und Typografie zeigt sich 2018 brutaler denn je, traut sich, zu verstören und bricht mit Tabus.
Typografie Trend 2: Moderne prallt auf Tradition
Unter Designern schon länger beliebt: Antiquaschriften mit harmonisch wirkenden runden Bögen, aber – und dieser Trend ist zumindest in Deutschland gewöhnungsbedürftig –gebrochene Schriften wie wir sie aus alten Büchern kennen. Eine angesagte moderne Variation ist die Gt-Sectra-Familie. Auch dieses Beispiel setzt gebrochene Schrift neu in Szene:
Screenshot: www.duhaihang.com
Typografie Trend 3: Buchstaben extrem
Schriften werden nicht nur insgesamt immer greller, größer und fetter, auch der Unterschied zwischen Überschrift und Fließtext fällt zunehmend extrem aus. Da tummeln sich XXL-Buchstaben in der Headline ... und darunter? Ein filigraner Hauch von Fließtext – Designer lieben Kontraste und treiben es damit nur zu gern auf die Spitze, viele unserer Kunden mögen es in diesem Punkt nach unserer Beobachtung aber konservativer.
Screenshot: antonandirene.com
Typografie-Trend 4: Sperrsatz
G e s p e r r t e r T e x t (also das Hinzufügen von positiven Abständen zwischen einzelnen Buchstaben/das Erhöhen der Laufweite) sehen wir 2018 immer häufiger – vor allem in Überschriften oder zur Akzentuierung bestimmter kurzer Textsequenzen.
Screenshot: adidas.de/climazone
Typografie Trend 5: Handschriften, maßgeschneiderte Schriften
Hier zögern viele Unternehmen vor allem aus Lesbarkeitsgründen. Aber dennoch: Während das von Hand geschriebene Wort auf dem Papier langsam ausstirbt, erlebt es im Web schon seit einer Weile eine kleine Renaissance – punktuell eingesetztgibt eine Handschrift jedem Design seinen ganz persönlichen Charme. Verschiedene Typografen haben sich schon daran gemacht, die Handschriften berühmter Persönlichkeiten wie Albert Einstein nach allen Regeln der Kunst zu digitalisieren. Wer mit seiner Webseite aus der Masse herausstechen will, ohne gleich mit extremen typografischen Spielereien daherzukommen, der lässt sich einfach von einer Agentur eine komplett neue und noch nie dagewesene Schriftart schneidern.
Screenshot: venicebiennale.hk
Aber ein bisschen Vorsicht ist dabei geboten, denn bei eigenen Schriftarten gilt: Websites und Shops werden hauptsächlich über Smartphones und Tablets aufgerufen. Die eingesetzten Schriften müssen also auch auf kleinen Bildschirmen lesbar bleiben. „Responsive Design“ wie auch Skalierbarkeit müssen im Sinne der Nutzerfreundlichkeit ein Thema sein. Mehr Infos zu Typografie-Regeln im Web? Dann schauen Sie mal in unseren Profitipp.
Typografie Trend 6: Font Pairing extrem
Schriftarten, die traditionell eigentlich nicht zusammen passen würden, werden schon länger bunt miteinander kombiniert, sodass gewagtere Font-Anmutungen entstehen als noch in den braven Internetjahren. 2018 gilt: Je krasser der Unterschied, desto doller. Was kombinieren Webdesigner am liebsten? Gerne verwendet man serif + sans serif-Kombinationen oder kreiert einen Mix aus handwriting + monotype. Auch auf Mischungen aus fett + filigran oder verdichtet + ausgeweitet treffen wir im Web. Bei unseren Kunden kommt Font Pairing gut an.
Typografie Trend 7: Mainstream – aber neu interpretiert
Ja, egal wie sich das Web 2018 auch zeigt, es gibt Trends, die immer wieder kommen. Denken wir nur an die frühen 2000er, als Serifenschriften wie die Times New Roman die digitale Welt fluteten. Aber das dauerte nicht allzu lange. Schnell waren die "Schnörkel" vor allem in Web-Fließtexten richtiggehend verpönt – nicht zuletzt deshalb, weil sie in den damals noch dürftigen Bildschirmauflösungen unschöne Schatten und Unschärfen produzierten. Jetzt sind sie wieder da. Serifenreiche Schriften (wie die für Headlines geeignete Playfair Display) vermitteln seit jeher Vertrauen und Zuverlässigkeit. Im Kontrast werden damit gerne geradlinigere Schrifttypen kombiniert.
Ein kleiner Tipp: Wenn Sie wie viele unserer Kunden bewährte Schriftarten à la Helvetica mögen, sich aber nicht trauen, weil diese Schriften inzwischen mächtig überstrapaziert wurden, schauen Sie mal die Lorano oder Neue Haas Grotesk an. Die beiden Schriften zählen zu den Helvetica-inspirierten Schriftarten, sind aber erstens noch nicht ganz so „verbraucht“ und lassen sich zweitens exzellent mit gewagteren Schriften kombinieren.
Fazit: Typografie Trends 2018
Materialmix wie in der Mode … Wo wir auch hinschauen, Schrift im Web zeigt sich 2018 tendenziell brutaler, eindrücklicher, manchmal sogar verstörend. Richtig interessant wird es, wenn diese rohen Elemente mit völlig gegenläufigen Gestaltungsweisen kombiniert werden. Nicht nur in Form von Schriftenmix, sondern vor allem im Zusammenspiel mit dem Bild-Text-Kontext. Da treffen äußerst dezente, reduzierte und sehr geradlinige Schriften auf die neuen, alten Wilden wie Gothic bzw. Fraktur. Da verschmelzen plötzlich schmuddelig anmutende Farbhintergründe mit blinkender Neon-Schrift. Da haut uns doch so ein Megaletter glatt das Bild um die Ohren, das er eigentlich unterstreichen und nicht verdecken sollte. Tse tse tse ... Wir bleiben auf jeden Fall weiter dran und liefern an dieser Stelle natürlich gerne auch Stoff zum Weiterlesen und -schauen.
Bildquelle Headerbild: badassfilms.tv (Screenshot)