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Mit einem PIM zum digitalen Zwilling

06 Okt 2025
Anlagenmechaniker mit Tablet vor der Anlage - Screen zeigt einen digitalen Zwilling der Anlage

In diesem Artikel erfahren Sie, welche Rolle ein Product Information Management (PIM) bei der Umsetzung des digitalen Zwillings spielt – von der Datenbasis bis zur Umsetzung [inklusive Praxisbeispiel].

Warum dieser Artikel für Sie relevant ist:

Der digitale Zwilling gilt als Schlüsseltechnologie für die Industrie 4.0, den E-Commerce und datengetriebene Wertschöpfung. Dennoch scheitern viele Unternehmen an der praktischen Umsetzung, weil sie die nötigen Datenstrukturen nicht im Griff haben. Hier setzt ein PIM-System an.

Nach dem Lesen dieses Artikels wissen Sie:

Was ist ein digitaler Zwilling – und was bedeutet er für die Datenstruktur?

Ein digitaler Zwilling ist ein virtuelles Abbild eines physischen Produkts, Prozesses oder Systems. Er enthält nicht nur Konstruktionsdaten, sondern auch Betriebs-, Wartungs- und Nutzungsinformationen. Für die Umsetzung im Unternehmen bedeutet das:

Ist der digitale Zwilling Pflicht?

Jein. Eine echte gesetzliche „Pflicht“ für einen digitalen Zwilling gibt es bislang nur in wenigen klar abgegrenzten Fällen – meist nicht mit dem Begriff „digitaler Zwilling“, sondern als digitale Nachweis- oder Dokumentationspflicht, die in der Praxis auf einen digitalen Zwilling hinausläuft. Dies Pflicht gilt u. a. in diesen Branchen:

1. Bauwesen / Infrastruktur: BIM (Building Information Modeling) In Deutschland seit 2020 Pflicht bei neuen Infrastruktur-Großprojekten des Bundes (Straßen-, Schienen- und Wasserbau), schrittweise Ausweitung.

2. Luftfahrt: Flugzeughersteller und -betreiber müssen detaillierte digitale Konfigurations- und Wartungsmodelle pflegen. Diese Datenmodelle sind in der Praxis digitale Zwillinge, da sie Geometrie, Bauteilhistorie und Betriebsdaten vereinen.

3. Energieerzeugung: In der Kernenergie sind digitale Nachweise der Anlagenkonfiguration seit Jahrzehnten Pflicht (Sicherheits- und Genehmigungsauflagen).
Auch in Windparks verlangen Betreiber und Versicherer zunehmend digitale Zwillinge, um Wartung und Ertragsprognosen zu belegen.

Ein PIM als Fundament: Warum zentrale Produktinformationen entscheidend sind

Ein PIM-System dient als zentrale Plattform zur Verwaltung, Anreicherung und Verteilung von Produktinformationen. Für den digitalen Zwilling bietet das PIM drei zentrale Vorteile:

Single Source of Truth: Alle relevanten Produktdaten werden zentral verwaltet. Das reduziert Inkonsistenzen und vermeidet doppelte Pflege.
Datenanreicherung für verschiedene Zielgruppen: PIM-Systeme ermöglichen die Anreicherung der technischen Basisdaten mit Marketing- und Vertriebsinformationen, was den digitalen Zwilling für unterschiedliche Abteilungen nutzbar macht.
Struktur und Klassifikation: PIM-Lösungen unterstützen Standards wie eCl@ss oder ETIM, was den Austausch und die Kompatibilität der digitalen Zwillinge erleichtert – insbesondere in Lieferketten.

Datenintegration: Verbindung zwischen PIM und anderen Systemen

Der digitale Zwilling entsteht nicht allein im PIM, sondern durch die Kombination unterschiedlicher Systeme:

  • CAD/PLM-Systeme liefern Konstruktions- und Fertigungsdaten.
  • ERP-Systeme ergänzen kaufmännische Informationen.
  • IoT-Plattformen liefern Echtzeitdaten aus dem Betrieb.

Ein modernes PIM kann über Schnittstellen und APIs diese Quellen anbinden und die Daten konsolidieren. Dadurch wird der digitale Zwilling nicht nur initial erstellt, sondern kontinuierlich aktualisiert – ein entscheidender Punkt für Predictive Maintenance, Produktoptimierung und Kundenservice.

Von der Theorie zur Praxis: Beispielhafte Anwendungsszenarien

Industrie: Ein Maschinenhersteller nutzt das PIM, um technische Datenblätter, Ersatzteillisten und Betriebsanleitungen zu zentralisieren. Der digitale Zwilling im Serviceportal greift auf diese Daten zu, sodass Servicetechniker jederzeit die passenden Informationen finden.
E-Commerce: Händler verknüpfen im PIM Produktattribute, Bilder und 3D-Modelle. Kunden können das Produkt online in 3D betrachten, während im Hintergrund der digitale Zwilling auch für Logistik und Retourenabwicklung genutzt wird.
Bauwirtschaft: Baukomponenten werden im PIM mit BIM-Daten (Building Information Modeling) verbunden. Der digitale Zwilling eines Gebäudes enthält so nicht nur geometrische Informationen, sondern auch Materialeigenschaften und Wartungsintervalle.

Mehrwert durch PIM-gestützte digitale Zwillinge

Unternehmen, die PIM und digitale Zwillinge kombinieren, erzielen messbare Vorteile:

Schnellere Markteinführung: Einheitliche Daten verkürzen Abstimmungsprozesse.
Höhere Datenqualität: Weniger Fehler, weniger Nacharbeit.
Bessere Kundenbindung: Personalisierte und jederzeit aktuelle Produktinformationen.
Effizienterer Service: Vollständige Historie und technische Details im Zugriff.

Erfolgsfaktoren für die Umsetzung

Wer den digitalen Zwilling mit Hilfe eines PIM etablieren will, sollte folgende Punkte beachten:

  1. Klare Datenstrategie definieren: Welche Daten werden benötigt, wer pflegt sie, welche Qualität wird erwartet?
  2. Standards nutzen: Internationale Klassifikationssysteme und Austauschformate sichern Interoperabilität.
  3. Schrittweise implementieren: Mit Pilotprojekten starten und sukzessive ausbauen.
  4. Integration priorisieren: PIM muss reibungslos mit PLM, ERP und IoT-Plattformen kommunizieren.

Praxisbeispiel: Digitaler Zwilling bei der Firma Max & Brigitte Muster

Die Firma Muster produziert CNC-Fräsmaschinen, die weltweit im Einsatz sind. Jede Maschine ist hochgradig individuell konfigurierbar, was die Wartung und Ersatzteilversorgung komplex macht. Der Kundenservice und die Vertriebsabteilung sind unglücklich, weil es oft mehrere Tage dauert, bis technische Fragen zu einer Maschine geklärt werden können – weil Konstruktionspläne, Stücklisten, Softwarestände und Serviceberichte auf verschiedene Systeme verteilt sind.

Brigitte Muster fasst einen Entschluss: Ein digitaler Zwilling für jede Maschine

Brigitte Muster, die sich schon immer fürs Digitale begeistern konnte, beschließt, für jede produzierte Maschine einen digitalen Zwilling anzulegen, der sämtliche relevanten Daten enthält – von der Entwicklung über die Produktion bis zum Betrieb beim Kunden. Ihr sportliches Ziel: Servicetechnikern, Kunden und internen Teams jederzeit ein vollständiges, aktuelles Abbild der Maschine zur Verfügung zu stellen. Max Muster ist skeptisch, gibt aber wie gewohnt am Ende nach. 

Max Muster geht in die Analyse: Aus welchen Systemen können wir schöpfen?

Max, getrieben von Brigittes Innovationsgeist, checkt alle internen Datenquellen ab:

  • CAD/PLM-System: 3D-Konstruktionsdaten, Materiallisten, technische Zeichnungen.
  • ERP-System: Auftragsdaten, Liefertermine, Produktionschargen.
  • PIM-System: Produktstammdaten, technische Parameter, Marketinginformationen.
  • IoT-Plattform: Echtzeit-Sensordaten aus den Maschinen (Temperatur, Spindeldrehzahl, Vibrationen).
  • Serviceportal: Wartungshistorie, durchgeführte Reparaturen, Softwareupdates.

Max und Brigitte finden einen PIM-Integrator

Eine neue Ära beginnt bei den Musters: Ein PIM wird als „Datenhub“ in der Firma eingerichtet. Über Schnittstellen werden CAD-, ERP- und IoT-Daten eingebunden. Jede Maschine erhält im PIM eine eindeutige ID, unter der alle Informationen verknüpft werden.

Die Daten werden im nächsten Schitt immer weiter angereichert:

  • CAD-Modelle werden als leichtgewichtige 3D-Ansichten exportiert, damit Servicetechniker sie auf Tablets darstellen können.
  • Sensorwerte werden in definierten Intervallen ins PIM gespiegelt, um Trends zu erkennen.
  • Wartungspläne und Ersatzteillisten werden direkt aus dem PIM generiert und automatisch aktualisiert.

Alle, die ihn benötigen, erhalten Zugriff auf die Daten:

  • Servicetechniker können den digitalen Zwilling vor Ort per Tablet aufrufen und sofort sehen, welche Teile verbaut sind, wann zuletzt ein Spindeltausch erfolgte und welche Ersatzteile auf Lager sind.
  • Kunden erhalten über ein Webportal Zugriff auf „ihre“ Maschine (Bedienungsanleitungen, Statusübersichten, planbare Wartungen).
  • Die Konstruktion kann reale Betriebsdaten analysieren, um zukünftige Maschinengenerationen zu optimieren.

Die Firma geht auf Erfolgskurs

Nach der Einführung des digitalen Zwillings:

  • sinken die Diagnosezeiten im Service um 40 %,
  • bestellen Kunden Ersatzteile zu 20 % schneller, weil sie exakt wissen, welches Teil benötigt wird,
  • erkennt die Entwicklung frühzeitig, wenn bestimmte Bauteile unter realen Bedingungen schneller verschleißen, und kann gezielt Verbesserungen einplanen.

Brigittes Mut zur Veränderung zeigt, dass der digitale Zwilling nicht zwingend ein futuristisches „Alles-digital-Modell“ ist – sondern ein praktisch nutzbares, schrittweise aufgebautes Datenabbild, das mit einem PIM als stabilem Fundament immer weiter wachsen und ein Motor für zukünftige Produktentwicklungen werden kann.

Fazit

Ein digitaler Zwilling ist nur so gut wie die Daten, die ihn speisen. Ein PIM-System schafft die notwendige zentrale, strukturierte und angereicherte Datenbasis, um digitale Zwillinge nicht nur aufzubauen, sondern auch im Betrieb wertvoll zu halten. Wer beides kombiniert, legt den Grundstein für effizientere Prozesse, bessere Kundenerlebnisse und zukunftsfähige Geschäftsmodelle.

Bildquelle: © Outsiderzone/AdobeStock

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