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Der goldene Schnitt in der Fotografie

21Feb2018
Frau mit grauer Muetze knipst Foto mit Smartphone im Winter

Der goldene Schnitt ist seit eh und je eine wichtige Regel in der Kunst und in der Architektur. Bilder oder Gebäude, die nach diesem Prinzip angelegt sind, wirken harmonisch. Wir sehen sie gerne an. Aber warum ist das eigentlich so? Welche Rolle spielt Mutter Natur dabei und wie entsteht das perfekte Foto nach den Regeln des goldenen Schnitts?

Besser als die goldene Mitte: Was ist der goldene Schnitt?

Wenn Sie schon einen neuen Personalausweis haben, wissen Sie, was Perspektive auf einem Foto ausmacht. So richtig gut sehen wir in „biometrisch“ ja nicht gerade aus, oder? Bei Fotos, gemalten Bildern, in der Architektur, aber auch in der Mode ist der goldene Schnitt ein beliebtes Mittel, um ein Objekt attraktiv Szene zu setzen. Das Objekt erscheint bei dieser Technik nicht zentriert im Bild, sondern leicht seitlich versetzt.

Die Natur macht es vor: Die Fibonacci-Folge

Die Szene erscheint bei Bildern, die im goldenen Schnitt angelegt sind, harmonisch, wir schauen das Bild gerne an. Wissenschaftler erklären diese Vorliebe damit, dass viele Formen in der Natur diesem Verhältnis zu folgen scheinen. Die Form von Schneckenhäusern oder zahlreichen Blüten erinnern zum Beispiel daran. Sie wachsen nach der sogenannten Fibonacci-Folge oder Fibonacci-Regel (=1, 1, 2, 3, 5, 8, 13 …). Bei dieser Zahlenfolge wird für die beiden ersten Zahlen jeweils der Wert 1 vorgegeben, jede weitere Zahl ist die Summe ihrer beiden Vorgänger. Draus ergibt sich das hier dargestellte Muster. Die Fibonacci-Folge scheint eine Art Wachstumsmuster in der Natur zu sein. Das Interessante daran: Der Quotient zweier benachbarter Fibonacci-Zahlen bewegt sich immer in der Nähe um den Wert der Goldenen Zahl 1,618033... Je höher die benachbarten Fibonacci-Zahlen werden, desto genauer nähert man sich diesem Wert.

Berechnung goldener Schnitt

Um das perfekte Foto zu erstellen, ist eine genaue Berechnung des goldenen Schnitts im Normalfall nicht nötig, da das Raster einer professionellen Kamera die ideale Bildaufteilung ohnehin im Raster anzeigt. Trotzdem hier der mathematische Hintergrund: Mathematisch betrachtet, beschreibt der goldene Schnitt das Teilungsverhältnis zweier Strecken a und b. Entspricht das Verhältnis des Ganzen zu seinem größeren Teil (Strecke a = Major) dem Verhältnis des größeren zum kleineren Teil (Strecke b = Minor), liegt ein goldener Schnitt vor. Oder anders formuliert: Zwei Strecken stehen im Verhältnis des Goldenen Schnittes, wenn sich die größere zur kleineren Strecke so verhält, wie die Summe der beiden Strecken zur Größeren.

Die Formal kann sowohl horizontal als auch vertikal angewendet werden. Der Wert dieses Streckenverhältnisses (a geteilt durch b) entspricht der Goldenen Zahl  Φ (das griechische PHI). Das exakte Verhältnis der Strecke a zu b beträgt im Übrigen 61,8 % zu 38,2 %. Der goldene Schnitt lässt sich also nicht mit der bekannten Drittel-Regel gleichsetzen, die ebenfalls in der Fotografie angewendet wird. Dabei wird mit das Bild einfach gedrittelt und das Objekt auf einem dieser drei Teile platziert.

Foto im goldenen Schnitt erstellen: So gehen Sie vor

Tolle Bilder ergeben sich beim Fotografieren im Glücksfall ganz automatisch, in anderen Fällen muss man erst ein wenig ausprobieren und verschiedene Perspektiven versuchen. Der goldene Schnitt holt aus jeder Szenerie das Beste heraus – natürlich nur, sofern der Fotograf auch die Absicht hat, ein harmonisches Bild zu erstellen. So gehen Sie dabei vor:

A) Standort definieren 
Suchen Sie sich zunächst ein einfaches Motiv (eine Blume auf der Wiese, eine Schüssel mit Obst auf einem Tisch …) Betrachten Sie Ihr Objekt nun von verschiedenen Standorten aus und bewerten Sie die jeweilige Sicht auf das Objekt. Hocken Sie sich hin oder stellen Sie sich leicht erhöht und blicken Sie von oben auf die Szene. Sie werden bald spüren, dass Ihr Motiv – je nach Standort – ganz unterschiedlich auf Sie wirken kann. Beziehen Sie alle Elemente, die im Bildausschnitt zu sehen sind, mit ein. Stört etwas? Lenken bestimmte Teile der Szene vom Wesentlichen ab? Gibt es zu wenig oder zu viele Bildelemente? Im Bedarfsfall räumen Sie also noch ein wenig auf oder wählen Sie im Falle einer Landschaftsaufnahme einen Standort mit möglichst wenigen störenden Bildelementen.

B) Horizontlinie definieren 
Ist der natürliche Horizont im Bildausschnitt zu sehen (also bei einer Außenaufnahme), müssen Sie auch ihn aktiv in Ihre Bildkomposition einbeziehen. Wenn er genau mittig im Bild erscheint, wirkt Ihr Motiv unter Umständen ein bisschen langweilig, daher definieren ihn Fotografen im Allgemeinen in einer Zwei-Drittel-Regel entweder zugunsten des Himmels oder der Erde. Bei interessantem Vordergrund und weniger interessantem Himmel kann die Horizontlinie also im oberen Bild-Drittel sein, ist der Himmel interessanter, wandert die Horizontlinie am besten ins untere Drittel.

Auch bei Indoor-Aufnahmen spielt der Horizont übrigens eine Rolle, weil das menschliche Auge immer versucht, einen solchen auszumachen. Ist der natürliche Horizont nicht da, bildet unser Gehirn anhand anderer horizontalen Linien im Raum einen künstlichen. Halten Sie also auch indoor Ausschau nach diesem gedachten Horizont im Raum und setzen Sie die Horizontlinie nach den gleichen Gesetzen wie bei Außenaufnahmen. Im Regelfall können das die meisten Menschen übrigens instinktiv. Wenn Sie also auch als Laie in der Regel recht gute Fotos machen, hören Sie hierbei getrost auf Ihr Bauchgefühl. Übrigens: Eine schräge Horizontlinie, also ein gekippter Horizont, wird allenfalls als Stilmittel eingesetzt, weil dies normalerweise eher verstörend wirkt.

C) Schnittpunkt suchen
Ihren Standort haben Sie unter Einbeziehung einer stimmigen Horizontlinie festgelegt. Nun nehmen Sie Ihr Motiv mit der Kamera genau in den Fokus. Bewegen Sie sich und/oder die Kamera ein wenig hin und her – bis das wichtige Bildelement (eine Blüte, ein Hügel oder ein Baum in einer Landschaft etc.) etwa in einem der 4 Kreuzungspunkte des Goldenen Schnittes liegt. (Grafik: Bitte die vier Punkte markieren!)

Fotos nach der Drittel-Regel mit dem I-Phone/Android erstellen

Die oben bereits erwähnte Drittel-Regel basiert auf dem goldenen Schnitt. Nach ihr wird ein Motiv in ein ganz ähnliches Raster unterteilt. Die Regeln zu Platzierung des Objekts sind etwa die gleichen wie beim goldenen Schnitt. Dieses Raster können Sie auf Ihrem I-Phone bzw. Android ganz einfach aktivieren:

  • Wählen Sie beim I-Phone unter Einstellungen den Punkt „Fotos & Kamera“ oder „Kamera“(bei Android, z. B. Samsung S8, drücken Sie auf das Kamerasymbol und wählen dann „Einstellungen“).
  • Je nach I-Phone-Version gibt es darunter einen Punkt „Raster“ oder „Hilfslinien“, den Sie dann aktivieren (bei Android wählen Sie ebenfalls den Punkt „Raster“ und stellen „3x3-Quadrat“ ein).
  • Wenn Sie jetzt die Kamera nutzen, erscheint das Raster auf dem Screen und Sie können fleißig herumexperimentieren und tolle Bilder machen.

Bildquelle Titelbild: ©skyNext/iStock.com
Bildquellefibonacci-Folge: ©roxanabalint/iStock.com